Sonntag, 7. März 2010

Pipeline Notfallplan des Scottisch Borders Council von Juni 2005

Auszugsweise Übersetzung aus dem Englischen durch Dr. Franz Simon, Kettelerstr. 73,
73527 Schwäbisch Gmünd

Teil 2 (Part 2)
6.Sicherheitungsunterweisungen (S.2-3)
6.3.
Jede Person die einen Vorfall entdeckt, sollte sofort die Polizei verständigen. Auf keinen Fall sollte jemand sich der Quelle des Lecks nähern. Falls der Bruch ohne Zündung erfolgt ist, müssen folgende Regeln strikt beachtet werden:
Nicht Rauchen oder offene Flamme
Keine Streichhölzer oder Feuerzeuge
Kein Starten oder Laufenlassen von Motoren
Keine Benutzung von Radios
Keine Benutzung von Mobiltelefonen
Kein Gebrauch von Radiorufgeräten
Keine Gebrauch von Blitzlampen oder elektronischen Blitzgeräten
Kein Gebrauch von Fackeln
Keine Gebrauch von Geräten, die Funken erzeugen
Kein Schuhwerk, das Funken erzeugen könnte

Teil 3 ( S. 3-6)
9. Kältewirkungen
9.1.
Die plötzliche Freisetzung von bestimmten Flüssigkeiten (z.B. Ethylen) kann eine starke lokale Abkühlung der Atmosphäre verursachen; jede Person, die von einer Wolke des expandierten Gases umgeben ist, hat wahrscheinlich unter Erfrierungen oder Lungenschädigungen zu leiden.
Wie auch immer solche Freisetzungen sind gut erkennbar, so dass Menschen nicht das betroffene Gebiet betreten.

Teil 4 (S.4-1)
Die Wilton Grangemouth Etyhlen-Pipeline (W.G.E.P.)
4. Ethylen (S.4-2)
4.1.
Ethylen (C2H4) ist bei normaler Temperatur und normalem Druck ein Gas. Es ist etwas leichter als Luft (spez. Dichte ist 0,968 relativ zur Luft) und hat einen Zündungsbereich von
3 % - 30 % als Mischung mit Luft. Mischungen mit Luft sind hochentzündlich.

4.2 (S.4-2)
Ethylen entzündet sich spontan bei 450 °C bei Normaldruck. Funken oder offene Flammen können sofort Zündung bewirken z.B. das Starten oder Laufenlassen eines Benzin- oder Dieselmotors in einer Ethylenwolke würde fast mit Sicherheit ein Feuer oder eine Explosion verursachen.

4.3 (S .4-2)
Die Flamme (im Fall eines Brandes) ist sehr heiß und rußig. Der Dampf/ die Gaswolke ist farblos, gering wasserlöslich und hat einen schwach süßlichen Geruch. Es ist ungiftig, aber unter bestimmten Bedingungen wirkt es schwach betäubend. Eingeatmet in großen Mengen kann es zu Erstickungen führen.
4.4 (S.4-2)
Ein Leck in der Pipeline ist begleitet von lautem Zischen oder von einem röhrenden Ton in Abhängigkeit von der Größe des Lecks. Das Ausmaß der Abkühlung um das Leck kann bedeutend sein, es kann den Untergrund felsenfest einfrieren. Das freigesetzte Gas wird die Feuchtigkeit der Atmosphäre ausfrieren und wird eine weiße Wolke aus Ethylen/Luftmischungen bilden, besonders an feuchten Tagen. Diese Wolke wird in Bodennähe bestehen bleiben und Senken und Ablaufkanäle füllen.
(s. auch S.4-9).

7.6. (S.4-5)
Sofortige Aktionen durch die Notfalldienste
Sofort zum Unfallort gehen, wegbleiben von jeglicher Gaswolke
Errichte angemessen inneren und äußeren Absperrgürtel. Als inneren Absperrgürtel sind 350 m auf der windzugewandten Seite zu empfehlen, basierend auf dem sehr unwahrscheinlichen Ereignis eines nicht gezündeten vollen Rohrabbruchs.

7.8. Sicherheitsinformationen für die Notfalldienste (S.4-6)
7.8.1. Die folgenden Informationen werden den Notfalldiensten zur Verfügung gestellt.

- Falls das aus der Pipeline ausgetretene Gas sich entzündet hat, versuche es nicht zu löschen. Wenn das Gas brennt, so ist seine Position bekannt, und es wird gleichzeitig entsorgt. Falls die Pipeline freigelegt ist, sollte sie durch Besprühen mit Wasser gekühlt werden. Das wird die Flamme an ihrem Entstehungsort nicht löschen.

- Falls das austretende Gas nicht brennt, so sollte jede Mühe unternommen werden, eine zufällige Entzündung zu vermeiden. Dies wegen der Schwierigkeit, das präzise Ausmaß der Gaswolke zu bestimmen. Eine zufällige Entzündung wird zu einem Feuerblitz führen, der Sekundärfeuer erzeugt, das zurückbrennt bis zum düsenförmig austretenden Gas an der Schadensquelle.
- Ethylengas, das aus einer Pipeline leckt, wird kalt wegen des Abkühleffektes, wenn das Gas , von einem hohen Druck ausgehend, sich entspannt. Das resultierende Gemisch mit Luft wird schwerer sein als Luft; es wird oft kondensierten Wasserdampf aus der Luft beinhalten und somit eine weiße Wolke bilden. Diese hat die Neigung, sich zu verhalten wie Nebel, die Wolke wird am Boden hängenbleiben und in tiefer liegende Gebiete fließen z.B. in Abflussleitungen, Entwässerungskanäle und Senken.
- Das Einsperren der nichtentzündeten Gaswolke kann zu der Ausbreitung einer Explosionsdruckwelle führen aufgrund von Überdruckeffekten. Die Leute sollten im Haus bleiben, sollten alle Zündquellen löschen und alle Türen und Fenster schließen.
- Falls das Gas entzündet worden ist, so wird große thermische Strahlung von einem Feuerball, einem Feuerblitz oder düsenförmigen Feuer ausgehen.
- Durch eine Pipeline- Leckage wird großer Lärm erzeugt. Obwohl bleibende Gehörschäden unwahrscheinlich sind, sollte immer Gehörschutz getragen werden.





Teil 4
Potentielle Gefahren (S.4-9)
14.
Die verschiedenen Gefahrenquellen, die von einer Ethylen-Freisetzung aus einer Pipeline entstehen können, sind untenstehend aufgelistet mit Kommentaren über ihre wahrscheinliche relative Bedeutung im Fall einer größeren Freisetzung : thermische Strahlung, die ausgeht von der Zündung einer Wolke, die sich ausgebildet hat.

15.
Der Effekt würde abhängen von dem Ausmaß der Wolke und ihres Gas/Luft-Verhältnisses. Falls gasreich in ihrem Zentrum, so würde das zu einem Feuerball führen, da die umgebende Luft sich vermischt zu entflammbaren Mischungsverhältnissen. Hohe thermische Strahlung um den Feuerball herum werden wahrscheinlich etliche 10 Sekunden dauern und zur Entzündung von Vegetationen und Gebäuden führen. Personen ohne Schutz würden ernsthaft geschädigt.

16.
Ein Feuerball kann durch Zündung entstehen in den Anfangsstadien einer Gasfreisetzung, während die Größe der Wolke sich den ersten wenigen Minuten entwickelt. Notfalldienste müssen große Sorgfalt walten lassen, wenn sie am Ereignisort eintreffen um nicht die Zündung der Gaswolke zu verursachen. Wenn die Wolke eine stabile Größe erreicht hat, dann ist das Erreichen einer Zündquelle weniger wahrscheinlich.

17.
Da das freigesetzte Ethylen kalt ist, ist es schwerer (1,6 fach) als Luft, bis es mit der Umgebungsluft vermischt ist. Die Verteilung der Wolke würde sehr von den Wetterbedingungen abhängen und von der aufwärtsgerichteten Geschwindigkeitskomponenten des (evtl. abgelenkten) düsenförmigen Gasstromes. So kann die Wolke den Boden wie ein Tuch bedecken oder weg vom Leckage-Ort aufsteigen oder sogar anfangs aufsteigen und dann wieder auf das Bodenniveau zurückfallen.

18.
Das entstehende Feuer des Düsenstromes wäre stärker begrenzt in seinem Umfang als das oben beschriebene, aber es könnte einige Stunden dauern in Abhängigkeit von den Bedingungen. Von der Ferne bedienbare trennende Ventile würden geschlossen vom Kontrollraum aus, und so würde das in die Atmosphäre freigesetzte Ethylen (mengenmäßig) begrenzt werden.

19. (S.4-10)
Schwere Sekundärfeuer können in der betroffenen Zone entstehen. Der Effekt wäre ähnlich dem beim Gebrauch einer tragbaren Leuchtkugel, aber die Flamme wäre größer, aber weniger intensiv wegen geringerer Vermischung mit Luft. Die Orientierung und der Stoßkraft der Freisetzung des Gases würden die Größe der Flamme beeinflussen.






20.
Die Freisetzung von Gas aus einer in der Erde verlegten Pipeline, das unter hohem Druck steht, würde Erde und Gestein von dem Krater, der sich bildet, wegschleudern. Die bedeutende (starke) Abkühlung wird jede Feuchtigkeit im Boden einfrieren und diesen dadurch stabilisieren. Das Wegschleudern von Trümmern ist nur wahrscheinlich während der ersten Minuten der Gasfreisetzung, die Reichweite wäre klein im Vergleich zu anderen Gefahren.

21. Übersetzung ausgelassen

22. Überdruck
Das Ausmaß des Einschließens (der Gaswolke), die am Ort vorliegt, würde das Potenzial für den Überdruck bestimmen. Da die Mehrzahl der Pipelines durch offenes Land geführt werden, sind Überdruckeffekte unwahrscheinlich, aber Bäume können schon genug Einschluss darstellen für die Ausbreitung einer Explosionsdruckwelle. Berechnungen von einen europäischen Vorfall im Jahr 1980 zeigen, dass geringere Schäden an Fenstern und Dächern entstehen können in einer Entfernung von vielen Kilometern aufgrund von Reflexions- und Konzentrationseffekten.

23. Übersetzung ausgelassen

24. Temperaturabkühlung
Die theoretische Abkühlung durch eine Ethylenfreisetzung vom Druck der Pipeline auf Atmosphärendruck ist über 100 °C, d.h. die Temperatur in einer reinen Etyhlenwolke bei Freisetzung wird bei -100 °C liegen. Die Vermischung mit Umgebungsluft ergibt einen proportionalen Effekt z.B. 20 % Ethylen resultiert in einer Abkühlung von 20 °C. Wasserdampf in der Atmosphäre würde kondensieren an der Peripherie der Wolke und dadurch ein sichtbarer Hinweis auf ihre Existenz sein.

Gez. Dr. Franz Simon
16.1.2010